Katharinenmarkt zu Hoya e.V.

Verein zur Förderung und Darstellung historischer Kultur

Geschichte des historischen Katharinenmarktes


Das heilige römische Reich deutscher Nation ist in Territorialstaaten aufgeteilt. Die Kurfürsten haben 1410 Sigismund den Sohn von Kaiser Karl IV zum König gewählt. In Rom herrscht mit Martin V. endlich wieder nur ein Papst, Frankreich und England liegen im Hundertjährigen Krieg, Konstantinopel wird von den Türken belagert, der König kämpft in Böhmen gegen die Hussiten und hat in diesem Jahr eine schwere Niederlage erlitten.

In dieser wirren Zeit haben die Grafen von Hoya ihr Territorium immer weiter ausgedehnt und herrschen als unmittelbare Reichsgrafen über ihr Land. Nach der Teilung der Grafschaft durch die Brüder Gerhard und Johann im Jahre 1345, regiert Johann’s Sohn Erich von Nienburg aus die Obergrafschaft.

In Hoya der Residenz der Niedergrafschaft regiert Otto III., der sich seit dem Erwerb der Grafschaft Bruchhausen, Graf von Hoya und Bruchhausen nennt. An seiner Seite steht Gräfin Mechthild, die Tochter des Herzogs Magnus von Braunschweig – Lüneburg, die der Graf 1385 geheiratet hat.

Auf dem Bischofsthron in Verden sitzt Heinrich von Hoya, der jüngere Bruder des Grafen. Von den zahlreichen Kindern des Grafenpaares sind drei Söhne auf Domherrenstellen in Bremen untergebracht. Die älteste Tochter Jutta ist mit Herzog Johann von Mecklemburg verheiratet und Irmgard mit dem Edelherren Konrad von Diepholz. Katharina die jüngste Tochter ist Konventualin in der Zisterzienserabtei in Wienhausen.

Im Sommer hat das Grafenpaar Nachricht von seiner Tochter Katharina erhalten. 1412 war Katharina, die um 1400 im Hoyaer Schloß das Licht der Welt erblickt hat, in das Kloster Wienhausen bei Celle eingetreten und nun ist sie von den Erwählerinnen des Klosters blutjung zur Äbtissin gewählt worden. Die Freude ist groß bei dem Grafenpaar, zumal Katharina ihren Besuch im elterlichen Schloß in Hoya angekündigt hat und so verfügt Graf Otto III, daß Markt gehalten werden soll in Hoya zu Ehren seiner Tochter Katharina.

Guido 

Graf Otto der III

Kirsten 

Gräfin Mechthild

Jessica 

Katharina 

Katharina von Hoya 

 († 18. Februar 1474) war von 1433 bis 1469 Äbtissin des Klosters Wienhausen.

Katharina von Hoya war die Tochter des Grafen Otto III. von Hoya und Bruchhausen und der Mechthild von Braunschweig-Lüneburg. Der Eintritt der Katharina von Hoya in das Kloster Wienhausen ist durch eine wohl kurz danach getätigte Rentenverschreibung ihres Vaters an das Kloster aus dem Jahr 1412 belegt. Widersprüchliche Angaben gibt es zu ihrer Wahl als Äbtissin. Der erst 1692 aufgrund älterer Vorlagen niedergeschriebenen und daher nicht unbedingt zuverlässigen Chronik zufolge wurde Katharina von Hoya erst 1433 sehr jung zur Äbtissin gewählt, wäre daher mit dem Amt überfordert gewesen und hätte nach nur vierjähriger Amtszeit resigniert, mit welcher resignation die conventualinnen woll zu frieden gewesen, ob sie gleich selbige nicht gehoffet hatten.4) Tatsächlich ist Katharina von Hoya jedoch schon in einer kopial überlieferten Urkunde vom 3. Februar 1422 als Äbtissin belegt sowie in einer weiteren im Original überlieferten Urkunde von 1427,5) so daß von Unerfahrenheit nach fünfzehn Amtsjahren nicht die Rede sein konnte. Aus welchem Grund sie 1437 oder kurz zuvor die Amtsgeschäfte an die in einer Urkunde vom 18. April 1437 als Äbtissin genannte Ghese von Eltzen übergab,6) ist nicht bekannt. Nach deren Tod im Jahr 1440 amtierte Katharina von Hoya erneut bis zum November 1469 als Äbtissin. Dann wurde sie abgesetzt, weil sie sich gegen die auf Betreiben Herzog Ottos II. von Braunschweig-Lüneburg durchgesetzte Klosterreform sperrte. Katharina von Hoya wurde vorübergehend im Kloster Derneburg untergebracht, durfte aber 1470 nach Wienhausen zurückkehren, wo sie einem Eintrag im Totenbuch zufolge am 18. Februar 1474 starb.7) Über ihr Alter geben weder die Chronik und der Nekrolog noch die Inschrift ihrer Grabplatte in der Allerheiligenkapelle (Nr. 51) Auskunft. Es ist aber anzunehmen, daß sie aufgrund ihrer hohen gesellschaftlichen Position in sehr jungen Jahren zur Äbtissin gewählt wurde.

Essen und Trinken wie im Mittelalter 

auf dem Katharinenmarkt 

"Wie man ein teutsches Mannsbild bey Kräfften hält"



War es der natürliche Drang nach dem möglichst guten Überleben der Untergebenen, so hatte der Adel

bereits längst eine weitergehende Eßkultur entwickelt. Sinnenfreuden auf möglichst vielfältige Art, das war die Devise der mittelalterlichen Gastereyen und Festmähler, Augen, Nase, Ohren und Gaumen sollten gleichermaßen gereizt werden. Tafelmusik erfreute die Gäste, während die zahlreichen "Trachten" (Gänge), wie mit Veilchen gefärbtes Frikassee oder Aal in Weinsud mit Ingwer und Zimt, aufgetragen wurden. "Allerley Mummerey und Kurzweyl", Auftritte von Gauklern, Spielleuten und Possenreißern krönten solche Gelage, die allerdings wohl nur den Wohlhabenden und dem Adel vorbehalten waren.

Aber auch das einfache Volk wußte zu kochen und zu backen. Hans J. Fahrenkamp war den vergessenen Küchengeheimnissen des Mittelalters in Archiven und Sammlungen auf der Spur. Mehr als hundert Rezepte entdeckte er dabei (wieder), probierte sie aus und schrieb sie in zeitgemäßer Form auf.

"Wie man ein teutsches Mannsbild bei Kräfften hält" ist der Titel des Buches. Hier erfährt man, wie "Steynbrot", ein Fladenbrot, das im Mittelalter zu allen Speisen gereicht wurde, bereitet wird, wie ein "Ruckn von wildschweyn in krustem" (überkrusteter Wildschweinrücken mit Weinbeeren) oder "Lambpraten vonn spiess" nach dem päpstlichen Leibkoch Bartolomeo Scappi zubereitet wurden.

Diverse Kostproben der mittelalterlichen Küche werden die Besucher auf dem Katharinenmarkt zu sich nehmen können. Die Küchenmeister und Sudköchinnen aus der Kumpaney der Hoyaer Marktleuten besitzen diese Rezeptsammlung und werden am Marktwochenende verschiedene Speisen anbieten.

Wurst vom Eisenrost und Fleisch in ganzen Batzen bietet die Fleischbraterei und das Angebot wird durch die Mastochsenbrust erweitert. Wer dann nach einer kulinarischen Reise durch das Mittelalter den rechten Abschluß sucht, wird ihn am Käsestand finden, wo neben losen Sprüchen auch allerley Köstlichkeiten zum Schließen des Magens bereit gehalten werden.

Sollte sich bei der Völlerei einer den Magen verrenken so hält die Quacksalberey das Hoyaer Magenexlixir bereit, "welches im Lande weitgerühmt und wohl auch geeignet wär dafür zu sorgen dass im Magen wieder die rechte Ordnung herrsche, und die Würmer aus dem Leib zu vertreiben. Wer also Wissen erleben möchte wie es im Mittelalter in den Tavernen und Schankstuben zugegangen sein mag, kann dies auf dem Katharinenmarkt in Hoya erleben. Kritiker sollten sich jedoch zurückhalten, denn in mittelalterlichen Tischregularien findet sich der folgende Hinweis:

"So einer den Gaben die die Küchenmeister angerichtet haben nit weidlich zusprechet, ergo muffelig Fratzen schneidet oder gar trutzig dreinschauet: Ein solcher Tischgesell soll auf der Kuhhaut aus dem Saal geschleifet werden und am Pranger enden, von wo aus der Völlerei nur noch zuzugaffen wäre."

Seuchen, die Strafe Gottes


Media vita in morte sumus – Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.

Diese Feststellung beherrschte das Denken des mittelalterlichen Menschen. Der Tod war im Mittelalter allgegenwärtig: Er stand bereits neben der Wiege, denn die Säuglingssterblichkeit war ebenso hoch wie die der Mütter. Das Wissen um die Ursachen der Erkrankungen, die den Menschen zwischen Wiege und Bahre befallen konnten, war ebenso beschränkt wie es die Heilmöglichkeiten waren. Neben dem Wunsch nach Genesung beschäftigte den mittelalterlichen Menschen aber ebenso das Bedürfnis, der Prüfung durch die Krankheit in Demut und Gottvertrauen zu begegnen. Krankheit wurde als göttliche Prüfung angesehen, zumal wenn es sich um ein langwieriges und schmerzhaftes Siechtum handelte. Bücher über die ars moriendi, die Kunst als rechter Christ zu sterben, waren im Spätmittelalter Bestseller, wie heute Bücher zur Lebensberatung.

Die Pest (der schwarze Tod) fegte beim ersten Auftreten wie ein rächender Feuersturm durch Europa und tötete ihre Opfer binnen weniger Tage, ja Stunden. 1347 wohl von einem genuesischem Schiff auf der Schwarzmeer-Route nach Italien eingeschleppt, zog der „Schwarze Tod“ seine Todesspur durch den ganzen Kontinent. Die Pest, trat von ein und demselben Erreger verursacht, unter zwei historischen Erscheinungsformen auf: Die Beulenpest, einhergehend mit sehr hohem Fieber großen, eitrigen Schwellungen der Lymphdrüsen und wird vom Rattenfloh übertragen. Die durch Tröpfcheninfektion übertragene Lungenpest, die zumeist in kälteren Regionen auftrat und verbunden mit hohem Fieber und blutigem Auswurf innerhalb kurzer Zeit in fast allen Fällen zum Tode führte. An der Beulenpest starben 50 – 80% der Erkrankten. Mangelnde Hygiene und schlechte Ernährung führten zu einer raschen Verbreitung, weite Landstriche verödeten und ganze Dörfer starben aus. Nach dem „Schwarzen Tod“ war nichts mehr wie es vorher war. Das „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“ hatte eine neue Realität gewonnen, vor allem als man begriff, daß die Pest jederzeit wiederkommen konnte. Die dominierende Figur in der Literatur und der darstellenden Kunst wurde das Gerippe des Todes, das Jedermann und Jedefrau jeden Augenblick zum „letzten Tanz“ führen konnte. Für die christliche Nächstenliebe stellt die Infektionskrankheit eine gewaltige Herausforderung dar. Die Errichtung von Pestspitälern vor den Mauern der Städte war ein wesentliches Mittel um die Epidemie einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Die Pfleger, die den Kranken dort die meist kurze Pflege angedeihen ließen, müssen eine heroische Glaubensstärke besessen haben.


Der Pestzug

Gruselig wird’s wenn die Pest auch in Hoya einbricht!

Jeweils am Samstag des Katharinenmarktes wird in Hoya in tiefer Dunkelheit der Pestkarren mit den Kranken über die Gasse rumpeln. Menschen, die der „Schwarze Tod“ noch nicht befallen hat, folgen der Bitt- und Bußprozession. Das Grauen steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Dann entschwindet der Zug im Dunkeln, aus dem der Tod erscheint und eine Rede über seine Machenschaften im Mittelalter hält. Die Leichen werden in die Weser geworfen und die Überlebenden feiern ausgelassen das Ende der Seuche – immer in der Gewißheit, dass die Pest jederzeit zurückkehren kann.

DER GRAF VON HOYA

 - Die Zwergensaga -


Drei Gaben sind es, die in mannigfaltiger Gestaltung die Sage durch Erd- und Wassergeister, durch Zwerge und Kobolde edeln Geschlechtern insgemein verleihen läßt und an dieser Gaben Dauer der Geschlechter Fortblühen und Dauerbarkeit knüpft. Wie der Hinzelmann dem Herrn auf Hudemühlen Kreuz, Hut und Handschuh schenkte, die Frau von Hahn dreierlei Stücke Goldes, der letzte Graf von Orgewiler von einer Feine ein Streichmaß, einen Trinkbecher und einen Kleinodring empfing, ingleichen auch die Frau von Rantzau durch ein Männlein oder Fräulein Rechenpfennige, einen Hering und eine Spindel zum Geschenke und Andenken von den Unterirdischen bekam und andere anderes erhielten, also geschahe es auch einstmals einem Grafen von Hoya, daß in der Nacht ein kleines Männlein an ihn herantrat und ihn, da er sich entsetzte, ansprach und sagte: Fürchte dich nicht und höre die Werbung, so ich an dich zu tun habe, und schlage mir meine Bitte nicht ab. - Was begehrst du? fragte der Graf und fügte hinzu: So ich's ohne meinen und der Meinen Schaden gewähren kann, sage ich dir's zu. - Darauf hat das Männlein also gesprochen: Nächste Nacht wollen unserer etliche in dein Haus kommen, deiner Küche und deines Saales sich bedienen, ohne Nachfragen und Lauschen deiner Diener, deren keiner etwas davon erfahren darf, das soll dir und deinem Geschlechte zugute kommen, und in keiner Art soll jemand geschädigt werden. - Der Graf sagte zu, den Wunsch des Zwergmännleins zu erfüllen, und trug Sorge, daß seine Leute sich alle niederlegten und ihrer keiner um Küche oder Saal im Wege war. Da kamen in der Nacht die kleinen Leute alle zu Hauf, wie ein reisiger Zug, und wimmelten über die Brücke hinauf in das Schloß und in die Küche und schafften und rüsteten, kochten und brieten und trugen Speisen auf in den Speisesaal, was aber sonst in diesem sich begab, ist niemand kund geworden. Gegen Morgen kam dasselbige kleine Männlein, das den Grafen zuerst angeredet, dankte ihm höflich und brachte ihm drei Gaben dar; das waren ein Schwert, ein Salamanderlaken und ein güldner Ring mit einem roten Leuen eingegraben, diese drei Stücke solle der Graf wohl bewahren und nicht von sich und seinem Hause lassen, so werde es Glück haben und behalten. Hernachmals hat der Graf wahrgenommen, daß der rote Löwe im Ringschildlein jedesmal erbleichte, wenn in seinem Hause ein Sterbefall bevorstand. Nach der Zeit sind aber die Stücke doch hinweggekommen, und das Grafenhaus ist darauf erloschen; die Grafschaft Hoya aber ist dem Hause Hannover zugefallen.



Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853

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